Menü "Schwäbischer Klassiker": Vorspeise: Rindfleischbrühe mit Einlage von Kräuterflädle Hauptspeise: Kalbsbrust gefüllt mit Weckknödelteig, dazu schwäbischer Kartoffelsalat Nachspeise: Ofenschlupfer mit Vanillesoße
Kochtechnisch hat mir das ganz gut gefallen, habe aber trotzdem Kritikpunkte.
Zweimal "altes Brot" verarbeitet, das finde ich nicht ganz so gut. Zur Hauptspeise gab es zweimal Salat, den Kartoffelsalat und Feldsalat. Das Kalb schien etwas fettig gewesen zu sein, das hätte mich auch gestört. Und dann war Vanillesoße angekündigt, die er leider mit Eierlikör "verfeinert" hat, was ich sehr schade fand.
Die Stimmung war aufgrund der Zickerei von Wolfgang und Bärbel nicht so toll, aber sie haben sich ja morgens wieder versöhnt.
Aperitif: Rosesekt vom benachbarten Winzer - finde ich gut und geht immer!
Vorspeise: Handwerklich sehr gut gemachte Rindfleischbrühe. Die Einlage war leider übermächtig in dem Teller. Die Hälfte der Flädle und dafür mehr Brühe wäre besser gewesen.
Hauptgang: Nun kenne ich mich in der dortigen regionalen Küche nicht aus aber ich finde einen kalten Kartoffelsalat zu dem leckren Braten unpassend. Alleine die Füllung wäre Beilage genug gewesen. Der Feldsalat hätte durchaus gereicht. Die Kalbsbrust hat nun einmal Fett. Das schmeckt bei den jungen Tieren auch ganz gut und ist für die Saftigkeit des Fleisches wichtig. Brust ist nun mal kein Steak und man kann das Fett ja auf dem Teller lassen. Die Soße dazu fand ich sehr gut gemacht. Da hätte Benny noch was lernen können.
Dessert: Die Ofenschlupfer sahen gelungen aus, war aber früher eher ein arme-Leute-Essen und kann auch durch die Beigabe von Eierlikör in der selbstgemachten Vanillesoße nicht gepimpt werden. Allein die Anrichteweise auf dem Teller fand ich schlimm. Ein riesiger Teller und das Schlüpferchen lag ganz verloren am Rand mit 3 karamelisierten Apfelspalten.
Die Stimmung war gruselig. Bärbel hat auch mich genervt mit ihrer Fragerei. Die fand ich zum Teil auch ganz schön provokant. Trotzdem war Wolfgangs Befehlston unsäglich und hat alle am Tisch verschüchtert und die Stimmung letztendlich versaut. Natürlich gehört zu einem perfekten Dinner eine freundliche, zuvorkommende Art und Freude am verwöhnen. Da nützt auch das beste Essen nichts wenn das fehlt. Entweder man mag seine Gäste und zeigt es ihnen, oder man kocht besser alleine für sich und Familie.
"Egal wie tief man die Messlatte für den menschlichen Verstand legt, es gibt täglich mindestens einen, der aufrecht darunter durchgehen kann."
das war heute nicht immer luschtig ! ein schwäbischer dickschädel trifft auf eine zickige 41 jährige hinterfragerin.
bärbel hinterfragte flaschenetiketten, die schlafgelegenheit, untersucht salzbehälter und wittert gesetzesbrüche im hotel-bademantel-milieu und forderte athletische figuren bei seglern. das mußte alles raus, darüber mußte gesprochen werden, das gehörte auf den tisch, direkt auf die kalbsbruscht.
das essen war schon auf dem zettel nicht ihres, nur das xxl-frühstück zauberte ein lächeln auf ihr gesicht. dafür wuerde sie sich sogar auf der couch durch die nacht quälen, im scheine ihres kleinen heimeligen teelichtes.
wolfgang war für sie leichtes opfer, angespannt, leicht cholerisch, keinen widerspruch gewohnt , von der sympathischen ehefrau hofiert und als den größten schwäbischen hausmannkostkocher aller zeiten bewundert.
er wollte glänzen, erwartete standig ovations oder zumindest eine angemessene und ehrfürchtige würdigung seiner mission, die schmackhafte schwäbische hausmannskost nicht in vergessenheit geraten zu lassen.
mit der rindfleischsuppe und der zubereitung der pfannkuchen kochte er sich langsam warm, wenn der herd mitspielte. aber die gattin löste dieses problem ganz souverän. kurz , prägnant, nicht unfreudlich kamen seine befehle an die sympathische gattin, die ihren platz in der zweite reihe ohne murren akzeptierte. die arbeiten gingen ihr flott und routiniert von der hand und für einen moment bedauerte ich, dass sie nicht die gastgeberin war, bestimmt hätte die harmonie dann einen anderen stellenwert gehabt.
die kalbsbruscht war einfach nur imponierend und prächtig. der ganze stolz des kochs.
er füllte sie mit einer semmelfüllung, schob sie andächtig in den backofen und wachte liebvoll über den garprozess. sie sah dann aber auch sehr gut aus. als die bruscht aufgeschnitten war, wurde sichtbar, wie imponierend ein schwäbischer sonntagbraten sein kann. so etwas wird nicht in vergessenheit geraten, davon bin ich überzeugt. mission gelungen. das leckere sösschen auf rotweinbasis rundete dieses gericht perfekt ab. natülich fehlte der schwäbische kartoffelsalat nicht. er war genauso, wie die schwaben ihn lieben und täglich zu allem essen.
die gäste waren aber nicht so perfekt.
wenn ein schwabe sein herzblut in form von schwäbischen gerichten auf die teller legt, die gäste aber zugereiste und lukullische banausen sind, dann kann das nicht gut gehen. man lobte zwar, aber der funke der begeisterung sprang nicht auf die gäste über.
das sensible bärbelchen war sogar heillos überfordert und provozierte wolfgang so, dass er die contenance verlor.
er verbot bärbel die klappe !
solche reaktionen sollen manchmal vorkommen, davon habe ich schon gehört.
bärbel reagierte so, wie man dann reagiert, sie suhlte sich in der rolle des mißverstandenen und angegriffenen unschuldslamms . in ihrem zarten inneren war etwas zerbrochen, das wahrscheinlich nie heilen wird und in vergessenheit geraten kann.
auch das dessert schaffte es nicht, die verletzte seele zu versöhnen. ein "arme leute gericht" etwas lieblos angerichtet, das nicht in der lage war, glückshormone auszuschütten. alte semmeln waren ja auch schon in der kalbsbruscht, da will man sie nicht noch mal als dessert mit süßer soße haben. es gibt doch sicher noch andere traditionsreiche desserts , die es wert sind, nicht in vergessenheit zu geraten, nonnefürzle oder verschleierte äpfel.
die krise steurte dem höhepunkt entgegen, als bärbel auch noch die zahnbürste zum brummen brachte und auf der kleine couch übernachten mußte wenn das mal kein zufall war. bärbel atmete durch, dachte an das verssprochen xxl-frühstück und war schon fast versöhnt. so schnell kann das gehen. sie zerschmetterte noch laut lachend ein glas, ließ sich am morgen von wolfgang mit dem kaffee am bett verwöhnen und akzeptierte seine kurze entschuldigung bei üppigen wurschtsemmeln. ein guter schachzug von wolfgang, denn ein voller mund kann nicht so deutlich hinterfragen und wenn der tisch sich unter den köstlichkeiten biegt, ißt bärbel lieber.. sie gab ihm noch gnädige 6 punkte und wird sich weiter durch die woche nöhlen.
der punkteregen durch die anderen gäste fand auch nicht statt, man geizte sehr, bewertete die kochkunst wolfgangs weit unter der des gestrigen fast-food-kochs und schob das auf die stimmung.
Zitat von merisa Zur Hauptspeise gab es zweimal Salat, den Kartoffelsalat und Feldsalat.
Ich bin zwar keine Schwäbin, glaube aus Erzählungen meiner Mutter, die mal dort gearbeitet hat, aber zu wissen, dass das im Schwabenlände gang und gäbe ist, weil Kartoffel'salat' für die Schwaben nicht wirklich unter Salat fällt.
Das Essen und die Arbeitsgänge des Kochs gestern haben mir gefallen, war halt richtige Hausmannskost, ein Sonntagsessen, so hätte meine Oma das auch gemacht. Die Flädlesuppe sah appetitanregend aus, auch passend in den grossen gläsernen Suppentellern. Die Kalbsbruscht war perfekt auch mit der Füllung und es gab ein schönes Sößle dazu. Kartoffelsalat muss in süddeutschen Gefilden schlonzig sein, da hat das Bärbele schon recht. Nur, dass die Schlonzigkeit nicht unbedingt mit massenhaft Öl erreicht werden muß. Er wird frisch zu bereitet, aus heissen gackergelben Pellkartoffeln und feingewürfelten Zwiebeln, dann mit heisser Gemüse- oder Fleischbrühe und Essig und Öl angemacht. Kurz durchgezogen und lauwarm serviert. Der Ofenschlupfer schien gelungen , war aber sehr einfach.
Wolfgang kocht sicher gerne, wenn ihm seine Bescheteste zur Hand geht. Ein bisschen oft wurde betont, dass es so wahnsinnig viel Arbeit war. Besonders die Bruscht und auch noch die echte Vanillesauce. Wahnsinn. Ein echter Schwabe muss das doch schaffe könne. Für mich gehörte dieses Menü aufwandstechnisch eher in die Kategorie einfach.
Also mal abgesehen vom Eklat fand ich das Essen zwar besser als am Tag davor, aber jetzt auch nicht das Höchste der Gefühle. Flädlesuppe hätte ich gern genommen (hier war die Brühe wenigstens selbstgekocht), die Brust allerdings sah zugleich trocken und fett aus (?) und Kartoffelsalat und dann auch noch die Füllung aus Kloßteig - boah, das wäre mir zu schwer gewesen. Aber schöne Sauce. Der Nachtisch war dann nicht so der Bringer. Und ich habe auch schon häufiger Vanillesauce selbst gekocht, als aufwendig hätte ich das allerdings nie bezeichnet. Und wer mir da Eierlikör reingekippt hätte, also echt... Naja, und mit Bärbel und Wolfgang haben sich da zwei gefunden... ihre Fragen hätte man freundlich leicht abbügeln können, aber Wolfgang verlegte sich auf Arroganz ("Na, da muß man sich halt auskennen, dann weiß man das" bei der Nachfrage zur Winzerabfüllung - eine echte Antwort hätte mich hier interessiert, ich empfand die Nachfrage hier auch nicht als provokativ), und das wars dann. Ihm hat da vielleicht tatsächlich die Bewunderung oder sowas gefehlt. Aber sie haben sich dann ja versöhnt am nächsten Tag, und Bärbel hat die Punktevergabe dann wieder angepaßt. Es gibt also noch Hoffnung.
um meilen besser war dieser abend als das montagsdinner. wenn auch nicht auf einem hohen niveau gekocht wurde, so war es doch grundsolide und mit einem roten faden gekocht. wolfgang hatte eine mission, nämlich die tollen, aber in vergessenheit geratenen schwäbischen gerichte mal wieder an den mann zu bringen. das ist ihm gelungen, nur nicht bei dieser gurkentruppe. die wertete seine überreaktion vor seinen kochkünsten, was auch irgendwo verständlich ist, man will sich ja auch wohlfühlen... bärbel ist nicht unschuldig an dieser situation, ist sie doch in die rolle des controllers gestiegen. akribisch kontrollierte sie etiketten, bademäntel und salzstreuer (und wer weiß was noch) und wollte dies vor laufender kamera besprochen wissen. sie hatte den armen wolfgang ja schon am abend zuvor auf dem kieker. der fühlte sich aus der reserve gelockt und verbot ihr sogleich die klappe.
ich möchte gern noch folgendes festhalten: es wurde geschlafen auf einer art feldbett kurz vor dem zusammenklappen in einem kinderzimmer. danach auf dem sofa im wohnzimmer, wo den ganzen abend gegessen, getrunken und ein kamerateam nebst ausrüstung rumturnte. es fehlt noch die hängematte unterm apfelbaum und die pritsche in der gartenlaube.
Zitat von kuechenperle ich möchte gern noch folgendes festhalten: es wurde geschlafen auf einer art feldbett kurz vor dem zusammenklappen in einem kinderzimmer. danach auf dem sofa im wohnzimmer, wo den ganzen abend gegessen, getrunken und ein kamerateam nebst ausrüstung rumturnte. es fehlt noch die hängematte unterm apfelbaum und die pritsche in der gartenlaube.
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13.04.2012 10:22
Antworten
nicht für Wolfgang, aber für diesen köschtlichen Viva-Klassiker.
